Beschreibung
Andreas Schwab: Abschied in La Paz – eine gemeinsame Reise
Der Stuttgarter Bellis-Verlag veröffentlicht im September 2025 ein neues Buch: „Abschied in La Paz“ des Autors Andreas Schwab. Es handelt sich um eine sehr zu Herzen gehende Trauerverarbeitung des Autors über die 30 Jahre zuvor verlorene Freundin Alessandra. Als junges Liebespaar reisten sie gemeinsam nach La Paz. Andreas kehrte 6 Wochen später zurück, Alessandra wollte ein Jahr länger bleiben und ein praktisches soziales Jahr in Bolivien machen. Kurze Zeit nach ihrer Trennung starb Alessandra alleine in La Paz an einer Lungenembolie. Die Nachricht vom plötzlichen Tod seiner Freundin versetzt Andreas in einen Schock. Erst 30 Jahre später ist er imstande, seine Trauer an sich herankommen zu lassen, den Weg der Trauerbearbeitung zu beschreiten.
Der Schwerpunkt unseres Verlags ist Frauengesundheit. Längst haben wir jedoch gesehen, dass die Kultur in einer Gesellschaft entscheidend ist für ein langes und gesundes Leben. Kultur bedeutet, wie gut sind wir eingebunden in das soziale Leben und in den Zyklus des Lebens. Vor allem in unserer Kultur ist der Tod, soweit möglich, nicht existent, wie das auch für die unabänderliche Tatsache gilt, dass wir Menschen sterbliche Wesen sind. Natürlich ist es herzzerreißend, dass die junge, begabte, so lebendige Alessandra nur ein so kurzes Leben haben durfte und es gibt viele Gründe, daran zu verzweifeln. Doch dieser frühe Tod trifft auf eine Kultur, die den Tod nicht wahrnehmen will, die weder Trost kennt für den so frühen Tod, noch für den Tod als solchen.
Andreas Geschichte hat mich deswegen so berührt, weil er sich in seiner Trauerverarbeitung auseinandersetzt mit sich selbst als jungen Mann. Erstaunlich ehrlich und wahrhaftig teilt er seine Gefühle und Gedanken mit, ungewöhnlich reflektiert für einen Mann. Beim Lesen vergoss ich immer wieder eine Träne, nahm teil an seiner Geschichte, seinem Schmerz.
Leseprobe
Autor: Andreas Schwab
ISBN: 978-3-9818611-7-4
Verlag: Bellis-Verlag
Auflage: 1. Auflage 2025
Satz: cora-schaefer.de
Lektorat: Stefan Bollmann Korrektorat: Flora Heinlein
Seitenanzahl: 196, Hardcover
Preis: 24,90 Euro
Zum Autor
Andreas Schwab ist Autor, Ausstellungsmacher und Gemeindepräsident von Bremgarten bei Bern. Er hat Bücher über den Monte Verità und die Landkooperative Longo maï veröffentlicht. Bei C.H.Beck sind von ihm erschienen: «Zeit der Aussteiger. Eine Reise zu den Künstlerkolonien von Barbizon bis Monte Verità» (2021) sowie «Freiheit, Rausch und schwarze Katzen. Eine Geschichte der Boheme» (2024).
Buchempfehlung von Michael Rösler
Abschied in La Paz
Der Schweizer Autor Andreas Schwab* erzählt in seinem gerade erschienenen Buch eine sehr persönliche Geschichte. Es geht um Alessandra, seine grosse Liebe in jungen Jahren, und deren frühen Tod.
Die Beiden unternehmen in den 1990-er Jahren eine gemeinsame Reise nach Lateinamerika. Der Autor kehrt allein in die Schweiz zurück. Alessandra bleibt in La Paz, weil sie ein Praktikum bei einer Hilfsorganisation absolvieren will. Zwei Monate nach dem Abschied erreicht den Autor die Nachricht des plötzlichen Todes seiner Freundin. Alessandra starb am 27. Oktober 1996 in La Paz in Bolivien an einer Lungenembolie im Alter von 22 Jahren.
Im Zentrum des Buches steht die Frage nach dem jungen Sterben und dem Umgang damit. Das Buch enthält viele wertvolle Überlegungen über Trauer und deren Verarbeitung bzw. Nicht-Verarbeitbarkeit. Doch vor allem erzählt Andreas Schwab das Leben und das unmittelbare Da-Sein im Gefühl der 1990-er Jahre.
Als ich das Buch las, fühlte ich mich sofort von Alessandra angezogen – von ihrer Lebendigkeit, Unbändigkeit, Direktheit und liebevollen «Frechheit» – und gleichzeitig, dass ich diesen jugendlichen Tugenden nicht (mehr) gewachsen bin. Die junge Frau erinnert uns daran, wie das Leben eigentlich sein sollte – frei von Routinen und starren Strukturen. Eine Passage hat mir besonders gefallen, weil sie Alessandras kritischen Geist, aber auch das bereits entstandene Vertrauen zwischen dem Autor und ihr illustriert: «Wir diskutierten nicht wie zwei verfeindete Parteien, das nicht, dafür sassen wir zu nahe nebeneinander und berührten uns zu oft. Aber die Auseinandersetzung war ernst, wir diskutierten uns in eine Hitzigkeit hinein, die wir irgendwie auch genossen. Einmal warf mir Alessandra vor, ich würde allzu oft uneigentlich reden und sie ironisieren. Meine Argumentation trage paradoxe Züge. Ich würde unbeteiligt ein Wort wie einen Ball in die Luft werfen und schauen, wie der Hund danach schnappte. Jedes ernsthafte Argument löse sich so in eine Spiegelfechterei auf, werde zum Jux. Auf einmal sei nicht mehr klar, wer welche Position vertrete.»
Die Geschichte ist fragend und hinterfragend niedergeschrieben – sehr sensibel, aber nicht sentimental. Auszüge aus den Tagebüchern und Briefen der beiden Liebenden bringen eine wertvolle Unmittelbarkeit und Erlebbarkeit in den ganzen Text. Sie lassen den Leser und die Leserin unmittelbar an der Gegenwart (obwohl vergangen) teilhaben. Wenn Sie dieses empfehlenswerte Buch gerne möchten, können Sie es mit dem Flyer, der dieser Ausgabe des Archipels beiliegt, bestellen.
Michael Rössler/ Archipel